Foto: Siegfried Wenning
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Fotomontage: Siegfried Wenning

Segen für alle Welt

Im Übrigen meine ich, dass Gott, unser Herr, uns einen grossen Sommer schenke

Den Familien einen Korb voll Ruhe und viele hoffnungsvolle Blicke auf Grün und Blau, Wiesen und Wasser und weisse Strände – leise Monate

Dass er das Geschrei aus der Welt nimmt und Stille verordnet.

Dazu gehört, dass er den Kriegern das Handwerk aus den Händen nimmt  und denen, die ohne Arbeit sind, die Hoffnungslosigkeit,

und die Mächtigen nicht zu Mafiosi werden lässt.

 

 

 

Alle können wir daran mittun und daran arbeiten, dass das Leben langsamer verläuft,

dass die Welt alle Aufregung verliert und die Menschen sich länger ansehen können, um sich zu sagen:

Wir lieben euch!

Gott, unser Herr, möge diese Stille segnen, möge diese Stille denen überall in die Ohren blasen, die unsere Zeit noch schneller machen möchten und damit noch kürzer, noch atemloser.

Gott, unser Herr, wir bitten dich: Mach es!

 

Auf dass unser Herz wieder Luft schnappen kann, unser Auge aufhört zu zappeln und unser Ohr wieder richtig hört und nicht alles vergisst.

Denen, die uns dies alles austreiben möchten, möge Gott, der Herr, einen Blitz ins Gesäss jagen, damit sie ihr unmenschliches Tun einsehen und die Menschen seines Wohlgefallens in Ruhe lassen, im wahrhaftigsten Sinn dieses Wortes in Ruhe lassen.

Und wir wollen unseren Herrgott abermals bitten, dieses Ansinnen von uns überall zu segnen.

Und, weil es sein muss, sofort und immerdar!

Danke und Amen

(aus: Hanns Dieter Hüsch, Ich habe nichts mehr nachzutragen, Das literarische Werk, Band 4, edition dià, 2015, Seite 330f)